Superdrink: Wasser

Wasser ist das Superfood unter den Getränken. Es ist überlebenswichtig, kalorienarm und jederzeit verfügbar. 2 bis 3 Liter sollten pro Tag getrunken werden. Leitungswasser gilt als das am besten überwachte Lebensmittel, außerdem ist es viel günstiger und umweltfreundlicher als Flaschenwasser.

Der beste und gesündeste Durstlöscher ist seit jeher Wasser. Ich trinke vorwiegend Leitungswasser, ebenso meine 2- und 5-jährigen Kinder. Oft habe ich mich schon gefragt, ob Leitungswasser wirklich unbedenklich ist. Wird es ausreichend auf sämtliche Schadstoffe getestet? Dazu später mehr.

Wasser und Gesundheit

Der menschliche Körper besteht zu 50 bis 80 Prozent aus Wasser. Die meisten physiologischen Vorgänge erfordern Wasser, zum Beispiel für den Transport von Enzymen und Vitaminen genauso wie für den Abtransport von Gift- und Ausscheidungsstoffen.

Eine ausreichende Wasserzufuhr von mindestens fünf Gläsern am Tag schützt vor Herzkrankheiten, Nierensteinen, Blasenentzündungen und Blasenkrebs. 1 | 2 Wissenschaftler der Berliner Charité konnten zeigen, dass sich Wassertrinken positiv auf Durchblutung, Stoffwechsel und Aussehen der Haut auswirkt. 3

Wer zu wenig trinkt, wird schnell schlapp und kann sich schlecht konzentrieren. Auch Kopfschmerzen, verringerte Leistungsfähigkeit und Verstopfung können weitere Folgen sein. Insbesondere bei Säuglingen und älteren Menschen kann ein Flüssigkeitsmangel durch Kreislauf- und Nierenversagen zu einem bedrohlichen Zustand werden.

Wie viel Wasser sollte man trinken?

Zwei bis drei Liter Flüssigkeit sollten gesunde Erwachsene pro Tag zu sich nehmen. Als guter Richtwert gelten 35 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht. 4 Beim Sport, bei großer Hitze oder Fieber benötigt der Körper deutlich mehr Flüssigkeit. Auf keinen Fall darf weniger als 1 Liter pro Tag getrunken werden. Wer nur wenig Durst verspürt, sollte also darauf besonders achten.

Kann man auch zu viel trinken? Zu viel trinken kann man eigentlich nicht. Gesunde Menschen scheiden überschüssige Flüssigkeit über die Nieren einfach wieder aus. 5

Qualität von Trinkwasser

Leitungswasser wird aus Grund-, Oberflächen- und Quellwasser gewonnen und unter Einhaltung strenger gesetzlicher Anforderungen für den menschlichen Verzehr aufbereitet. Es gilt als das am besten geprüfte und überwachte Lebensmittel in Deutschland. Gesundheitsamt und Wasser­werke prüfen die Qualität laufend. Im Gegensatz zu Flaschenwasser finden Kontrollen teilweise sogar täglich statt. Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) definiert verbindliche Grenzwerte für ungefähr 50 chemische, mikrobiologische und radiologische Schadstoffe, wie zum Beispiel die Gehalte an Nitrat, Pflanzenschutzmitteln und Schwermetallen.

Trotzdem sorgen sich Verbraucher immer wieder, dass Schadstoffe in den Wasserkreislauf geraten könnten. Ist diese Sorge begründet oder vor allem ein Marketing-Trick der Mineral- und Heilwasser-Industrie? Stiftung Warentest hat Trinkwasser­proben auf 126 Stoffe untersucht. Spuren kritischer Stoffe wurden oft gefunden. Die Grenz­werte der Trink­wasser­ver­ordnung – ob für Nitrat, Uran oder Arsen – wurden aber bei allen Proben einge­halten. 6 Manche Rückstände lassen sich nur schwer und nicht vollkommen aus unserem Trinkwasser herausfiltern und gelangen in schwacher Konzentration ins Grundwasser. Gesundheitlich bedenklich sind sie nach Einschätzung von Stiftung Warentest aber nicht.

Eine Garantie auf unbelastetes Wasser hat man auch bei Wasser aus Flaschen nicht – ganz im Gegenteil. Öko-Test stellte fest, dass von 53 getesteten Wässern ein Drittel belastet waren. Einige enthielten Arsen, andere Bor, Uran oder Pestizid-Reste. 7

Schätzungen gehen davon aus, dass durch Medikamente, Industrie und Landwirtschaft bis zu 100.000 Verunreinigungen und Schadstoffe in unserem Trinkwasser vorkommen können. Die meisten werden zwar vom Körper wieder ausgeschieden, aber beruhigend ist das nicht gerade.

Solange wir mit der Natur rücksichtslos und oft ohne Weitsicht umgehen, solange Gewinnorientierung vor Umweltschutz steht, solange wir selber Medikamente ins Klo schütten, können wir uns trotz aller Tests nicht absolut sicher sein, dass Wasser wirklich so gesund ist, wie es sein sollte.

Leitungswasser hat aber gegenüber Flaschenwasser mindestens die beiden Vorteile, dass es günstiger und umweltschonender ist. Es ist circa 100-mal preiswerter als Mineralwasser aus Flaschen und wird direkt frei Haus geliefert. Ein Liter Leitungswasser kostet in Deutschland durchschnittlich 0,2 Cent.
Die Klimabelastung durch Leitungswasser ist im Durchschnitt 600-mal niedriger als bei Flaschenwasser. 8 Wer trotzdem Flaschenwasser trinken möchte, sollte auf regionales Wasser aus Mehrwegflaschen zurückgreifen.

Gut zu wissen: Vor allem in älteren Häusern kommen zum Teil noch Wasserrohre aus Blei oder Kupfer vor. Diese Stoffe können sich im Wasser lösen und gesundheitsschädlich wirken. Wer möchte, kann sein Wasser testen lassen. Eine Blei- oder Kupfer-Analyse kostet bei den Hamburger Wasserwerken beispielsweise 45 €.

Zahlen zu Trinkverhalten

In der Trinkstudie der Techniker Krankenkasse erreichen über 30% der befragten Menschen die empfohlene tägliche Trinkmenge von mindestens 1,5 Litern nicht. Dabei sind Frauen im Vergleich zu Männern die größeren Trinkmuffel. 9

In der TK-Trinkstudie gaben 63% der Befragten an, täglich oder mehrmals in der Woche Leitungswasser zu trinken. Bei Mineralwasser aus der Flaschen waren es 69%. 10 Kaffee und Tee sind mit über 90% deutlich beliebter.

Der Konsum an Flaschenwasser ist in den letzten 50 Jahren stark angestiegen. 1970 wurden in Deutschland jährlich 12,5 Litern pro Kopf getrunken, 2018 waren es pro Einwohner durchschnittlich 150 Liter Mineral- und Heilwasser. 11

Wann sollte man trinken?

Man sollte am besten über den ganzen Tag verteilt trinken. Ich stelle mir während ich arbeite immer eine Karaffe mit Wasser – mal mit Ingwer, mal mit Zitrone aufgepeppt – auf meinen Schreibtisch.

Immer wieder hört man, zu den Mahlzeiten zu trinken sei schädlich und könne den Verdauungsprozess durch die Verdünnung der Magensäure negativ beeinflussen. Einen wissenschaftlich haltbaren Beweis dafür gibt es aber nicht. 12 Vielmehr wirkt ein Glas Wasser 15 Minuten vor dem Essen getrunken sättigend und regt den Stoffwechsel an. 13 Wasser während des Essens getrunken, unterstützt die Verdauung, weil Ballaststoffe in der Nahrung besser quellen können.

Sind Wasserfilter sinnvoll?

Schon lange stelle ich mir die Frage, ob ich mir einen Wasserfilter zulegen sollte. Aber immer wieder – auch bei meinen Recherchen jetzt – stoße ich dann auf Hinweise, die vor einer solchen Anschaffung warnen. Zum Beispiel rät die Verbraucherzentrale von Filtern ab und schätzt sie als überflüssig ein. Denn bei falschem Gebrauch können sie die Qualität des Wassers sogar verschlechtern. 14

Die hochwertigen Filter sind zwar in der Lage Medikamentenrückstände und Schwermetalle aus dem Wasser herausfiltern. Ob dies allerdings gesundheitlich relevant ist, lässt sich derzeit nicht sagen und müsste genauer untersucht werden. 15 Vorsicht ist allerdings bei günstigen Tischfiltern, zum Beispiel aus dem Drogeriemarkt, geboten. Diese sind schnell verunreinigt und werden dann selbst zum Gesundheitsrisiko. 16

Eine Übersicht über die gängigen Filtermethoden (Aktivkohlefilter, Ionenaustausch, Membran-/ Umkehrosmose-Verfahren, Destilliergeräte, Mikrofilter) sowie deren Bewertung finden sich auf der Webseite der Verbraucherzentrale. 14

Persönliches Fazit

Ich werde weiter Leitungswasser trinken, auch weil es die beste Ökobilanz hat. Aber so lange wir mit unserer Umwelt so umgehen, wie wir es zurzeit tun, bleibt bei mir ein mulmiges Gefühl. Schlimm wäre, wenn in einigen Jahren festgestellt würde, dass Grenzwerte zu lasch waren oder gefährliche Schadstoffe gar nicht getestet und damit erkannt wurden. Das gilt allerdings für Leitungs- und Flaschenwasser gleichermaßen. Gegen eine Filteranlage für Zuhause habe ich mich zunächst einmal auch entschieden, da mir der Nutzen aktuell noch nicht genug belegt zu sein scheint. Ich werde das Thema aber weiter beobachten.

Fragen zum Thema Leitungswasser

Ist Kalk im Wasser ungesund?
Setzt sich Kalk in unserem Körper ab, wie in unseren Küchengeräten? Kalkhaltiges, also hartes Wasser, ist nicht ungesund. Die Mär einer möglichen ‚Verkalkung des Körpers‘ ist wissenschaftlich längst widerlegt. Der im Trinkwasser enthaltene Kalk hat nichts mit der Verkalkung von Blutgefäßen, wie der Arterie, zu tun.

Was ist mit ‚hartem‘ Wasser gemeint?
Das Grundwasser nimmt auf seinem Weg durch das Erdreich wertvolle Mineralien und Spurenelemente wie Calcium, Eisen, Kalium, Magnesium, Natrium und Chlorid auf. Die Anteile dieser Mineralien bestimmen den Härtegrad des Wassers. Für den Körper sind diese Mineralien gesund, aber unsere Küchengeräte ‚verkalken‘ sie.

Ist Wasser mit Kohlensäure ungesund?
Kohlensäure trägt nicht zur Übersäuerung des Körpers bei. Reine Kohlensäure ist zwar mit einem pH-Wert von vier eine schwache Säure – neutral wäre ein pH von sieben. Allerdings liegt in ‚mit Kohlensäure versetztem‘ Trinkwasser nur wenig Kohlensäure vor. Der pH-Wert von Sprudelwasser liegt deshalb etwa bei sechs und wirkt auf den Säure-Basen-Haushalt des Körpers beinahe neutral. Für Menschen mit empfindlichem Magen kann Sprudelwasser allerdings unangenehme Symptome hervorrufen, die jedoch nicht gefährlich sind.

Ist Leitungswasser oder Flaschenwasser gesünder?
Wasser ist – ohne Frage – das gesündeste Getränk. Ob Leitungs- oder Flaschenwasser gesünder ist, kann nicht einfach beantwortet werden. Es hängt von den enthaltenen Mineralien ab. Deren Gehalt ist bei vielen Mineralwässern geringer als beispielsweise im Hamburger Trinkwasser aus der Leitung. Auf jeden Fall aber ist Leitungswasser günstiger für Geldbeutel und Umwelt.

Ist eine ‚Harmonisierung‘ des Wassers sinnvoll?
Es gibt eine ganze Reihe an Geräten und Techniken, die durch eine „Harmonisierung“, „Vitalisierung“, „Levitation“, „Energetisierung“ oder „Transformation“ besonders gesundes Wasser versprechen.  Die Verbesserung der Wasserqualität durch solche Verfahren ist wissenschaftlich nicht belegt.

Was ist Bio-Mineralwasser?
Ist das ein Marketing-Gag oder ist etwas dran? Schauen Sie dazu das Video.

Tipps

  • Trinken Sie mindesten 1,5 – besser 2 bis 3 – Liter pro Tag. Am besten Wasser oder ungesüßte Tees.
  • Trinken Sie möglichst keine Softdrinks. Diese enthalten viel Zucker. Auch Säfte enthalten viel Zucker und sollte nur verdünnt getrunken werden.
  • Stellen Sie sich immer ein Getränk in Reichweite (z. B. bei der Arbeit, beim Lesen oder beim Fernsehen).
  • Peppen Sie Wasser mit Minze, Zitronen oder Ingwer auf.
  • Das Trinken von einem halben Liter Wasser morgens nach dem Aufstehen kurbelt den Stoffwechsel an und erhöht den Energieumsatz.
  • Wenigtrinker können sich mithilfe eines Trinkweckers oder einer Trink-App an das Trinken erinnern lassen.
  • Lassen Sie Leitungswasser erst ablaufen, bevor Sie es verwenden.
  • Helfen Sie mit. Werfen Sie keine Medikamente ins Wasser. Diese lassen sich nur schwer wieder herausfiltern.
  • Falls Sie Mineralwasser aus Flaschen trinken. Nehmen Sie Glasflaschen, Plastikflaschen enthalten schädliche Weichmacher und sind schlecht für die Umwelt. 13
  • Kochen Sie Trinkwasser für die Zubereitung von Babynahrung ab oder verwenden Sie spezielles Wasser, das für die Säuglingsernährung geeignet ist.

Referenzen

  1. Michalsen, A. (2019). Mit Ernährung heilen.  Besser essen – einfach fasten – länger leben. Neuestes Wissen aus Forschung und Praxis. Berlin: Insel Verlag.
  2. Hooton, T. M., Vecchio, M., Iroz, A., Tack, I., Dornic, Q., Seksek, I., & Lotan, Y. (2018). Effect of Increased Daily Water Intake in Premenopausal Women With Recurrent Urinary Tract Infections: A Randomized Clinical Trial. JAMA internal medicine, 178(11), 1509-1515. doi: 10.1001/jamainternmed.2018.4204
  3. Forum Trinkwasse (o. D.). Wassertrinken Verbessert die Vitalität der Haut. Abgerufen am 24.09.2019 von https://forum-trinkwasser.de/wp-content/uploads/2019/05/Studie_Wassertrinken_verbessert_Vitalit%C3%A4t_der_Haut.pdf
  4. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2018). Wasser. Abgerufen am 24.09.2019 von https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/wasser/
  5. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2018). Wasser trinken – fit bleiben. Abgerufen von https://www.dge-medienservice.de/wasser-trinken.html
  6. Stiftung Warentest (2019). Test. Stilles Mineralwasser: Kritisches aus der Flasche. 7/2019
  7. Öko-Test (2019). Mineralwasser-Test: Jede dritte Marke belastet. Abgerufen von https://www.oekotest.de/essen-trinken/Mineralwasser-Test-Jede-dritte-Marke-belastet_10703_1.html
  8. Verbraucherzentrale (2019). Kann man Leitungswasser trinken? Abgerufen am 22.09.2019 von https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wasser/kann-man-leitungswasser-trinken-34836
  9. Techniker Krankenkasse. (2019). Trink Was(ser), Deutschland! TK-Trinkstudie 2019. Hamburg: Techniker Krankenkasse. Suchnummer 2068236
  10. Techniker Krankenkasse. (2019). Trink Was(ser), Deutschland! TK-Trinkstudie 2019. Hamburg: Techniker Krankenkasse. Suchnummer 2068236
  11. Statista (2019). Pro-Kopf-Konsum von Mineral- und Heilwasser in Deutschland in den Jahren 1970 bis 2018. Abgerufen von https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2809/umfrage/pro-kopf-verbrauch-von-mineral-und-heilwasser/
  12. Techniker Krankenkasse (2019). Wie viel Wasser soll man trin­ken? Und wie soll man das schaf­fen? Abgerufen am 23.09.2019 von https://www.tk.de/techniker/magazin/ernaehrung/trinken/wie-viel-wasser-soll-man-taeglich-trinken-2004796
  13. Michalsen, A. (2019). Mit Ernährung heilen.  Besser essen – einfach fasten – länger leben. Neuestes Wissen aus Forschung und Praxis. Berlin: Insel Verlag
  14. Verbraucherzentrale NRW (2017). Wasserbehandlung im Haushalt: Wasserfilter und –filteranlagen. Abgerufen von https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wasser/wasserbehandlung-im-haushalt-wasserfilter-und-filteranlagen-5525
  15. Michalsen, A. (2019). Mit Ernährung heilen.  Besser essen – einfach fasten – länger leben. Neuestes Wissen aus Forschung und Praxis. Berlin: Insel Verlag
  16. Michalsen, A. (2019). Mit Ernährung heilen.  Besser essen – einfach fasten – länger leben. Neuestes Wissen aus Forschung und Praxis. Berlin: Insel Verlag

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